Zweite Chance für Backwaren

Berto Dünki, Ursula Moser Ernährung
Ernährung
  • Text: Sebastian Wirz
  • Fotos: Sebastian Wirz

Kurzprofil

Backwaren Outlet
Güterstrasse 120
4053 Basel

Text publiziert am 28.11.2015 in der Tageswoche

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Zweite Chance für Backwaren

Berto Dünki und Ursula Moser, «Backwaren Outlet»

Hinter dem Bahnhof SBB hat ein „Backwaren Outlet“ eröffnet. Mit dem Weiterverkauf von ausrangierten Backwaren kämpfen die Betreiber gegen „Foodwasting“.

Berto Dünki, Ursula Moser
Ernährung
  • Text: Sebastian Wirz
  • Fotos: Sebastian Wirz

Kurzprofil

Backwaren Outlet
Güterstrasse 120
4053 Basel

Text publiziert am 28.11.2015 in der Tageswoche

Was Berto Dünki mit seinem Team verkauft, hätte eigentlich alles das gleiche Schicksal erleiden müssen: „All das wäre Abfall!“, sagt Dünki und zeigt auf die gut gefüllten Brotkörbe und die Vitrine seines Ladens. „Foodwasting“ werde selten so sichtbar wie im „Backwaren Outlet“. Hier landet, was bei regionalen Bäckereien nicht über die Theke gelangte.

Geschäftspartnerin Ursula Moser weist darauf hin, dass die Auslage deutlich voller sein könnte. Der Chauffeur, der jeden morgen in aller Herrgottsfrühe unterwegs sei, hole bisher erst bei einem Viertel der 20 beteiligten Bäckereien ausrangierte Waren ab.

Gemäss foodwaste.ch landet mehr als die Hälfte der in der Schweiz produzierten Brot- und Backwaren im Müll. Die Gründe dafür liegen bei Produktion und Gastronomie, zu einem grossen Teil aber auch bei den Konsumenten.

Gut aufgenommen von den Bäckereien

Oft werden Backwaren weggeschmissen, die problemlos geniessbar wären. Hier setzen die Betreiber des „Backwaren Outlets“ an.

Für ihr Projekt haben sich Moser und Dünki kleinere Bäckereien ausgewählt, oftmals Familienbetriebe. Das Feedback der Bäckereien sei bis auf eine Ausnahme positiv gewesen. Somit war schnell klar: Genügend Ware für den Weiterverkauf aufzutreiben, wird nie ein Problem sein.

Dies, obwohl die Weiterverkäufer im Grunde zur Konkurrenz der Bäckereien werden könnten. Doch das wollen Moser und Dünki verhindern. So habe man etwa die Anfrage einer Kita-Leiterin zurückgewiesen, ihr regelmässig Brot zu liefern. Sie sollte weiterhin das Brot bei ihrem regionalen Zulieferer bestellen. Der neue Laden an der Güterstrasse wolle den anderen Bäckereien nicht die Kundschaft strittig machen, betont Moser.

Spendensystem für das kleine Portemonnaie

Zu den Kunden des „Backwaren Outlet“ gehören vor allem Gundeldinger Anwohner und Pendler. Diese fänden die Idee des Outlets super, manche würden gar anbieten, selber ehrenamtlich mitzuwirken.

Auf Freiwillige setzen Dünki und Moser aber nicht. Inklusive Chauffeur haben sie fünf Personen angestellt. Die Angestellten sollen stets Menschen sein, die ihren Lebensunterhalt bereits seit einiger Zeit nicht mehr selbst finanzieren können, und sie sollen sozialverträgliche Arbeitsbedingungen vorfinden.

Sozial ist auch das System, mit dem Menschen mit wenig Geld im „Backwaren Outlet“ zu ihrem Gebäck kommen können. Am Kühlschrank kleben unzählige Post-its, auf denen kleinere Geldbeträge geschrieben stehen. „Wenn jemand etwas spenden möchte, kann er oder sie Geld bezahlen und den Betrag auf ein Post-it schreiben. Wenn nun ein Kunde kein Geld hat, kann er mit dem Post-it bezahlen“, erklärt Moser.

In einer Ecke des mit Secondhand-Möbeln eingerichteten Lokals werden momentan Restposten des Vereins für Sozialpsychiatrie Baselland ausgestellt und verkauft. Später sollen auch andere Institutionen ihre Erzeugnisse verkaufen können.

Wie die Ausstellecke werden auch Sortiment und Öffnungszeiten variabel sein. Beides richtet sich nach den Waren, die das Outlet von den Bäckereien erhält. Mal gibt es mehr Dessert, mal mehr Sandwiches, mal mehr Gipfeli, mal mehr Vollkornbrote. „Und wenn wir um 14 Uhr nichts mehr haben, dann schliessen wir einfach“, sagt Dünki. Was aber passiert, wenn nach dem geplanten Ladenschluss um 18.30 Uhr nicht zu wenige, sondern zu viele Backwaren im Laden sind? „Dann gehen wir zur Tramhaltestelle hinter dem Bahnhof, und mancher Pendler nimmt gerne ein Brötchen, ein Sandwich oder ein Gipfeli mit auf den Heimweg“, sagt Dünki.

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