Klimastreik: Die Notbremse ziehen!

Till und Elena Energie
Energie
  • Interview: Lioba Schneemann
  • Fotos: Lioba Schneemann, Christian Wilner

Kurzprofil

Klimabewegung Basel
c/o Elena Dratva
Jurastrasse 45
4053 Basel

basel.climatestrike.ch

organisation(at)klimabewegung-basel.ch

basel(at)climastrike.ch

 

Till und Elena

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Klimastreik: Die Notbremse ziehen!

Till und Elena, «Klimastreik»

Seit Ende Dezember 2018 folgen auch in Basel tausende junge Menschen dem Beispiel Greta Thunbergs: Sie streiken für eine wirkungsvolle Klimapolitik. Till und Elena stehen stellvertretend für eine aktuelle Bewegung, die, so hoffen alle, weite Kreise zieht.

Till und Elena
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„Wake up – or die. Fight Climate Change – Fight the System! Wieso für eine Zukunft lernen, die es bald nicht mehr gibt? Zukunft statt Profit! Treibhaus treibt uns alle aus dem Haus raus!“ – Die Slogans sind nicht nur einfallsreich, sie sind provokativ. Das muss auch so sein, denn es soll sich ja auch etwas ändern. Wenn es sein muss, sogar das ganze System. Till bringt es auf den Punkt: „Der Wille ist einfach nicht da, wirklich etwas zu ändern. Darin liegt das Problem“, ist der 18-jährige Maturand überzeugt. Seit Beginn des Schülerstreiks in Basel ist er an vorderster Front mit dabei.

Wir müssen mehr Druck auf die Politiker ausüben.

Till

Till findet es sehr motivierend, dass aus dem Streik einer einzelnen Person – der 16-jährigen Greta aus Stockholm – eine derart grosse Bewegung entstanden ist, an der er sich aktiv beteiligen kann. Die Hoffnung, dass dadurch mehr erreicht wird als bisher, motiviert ihn. «Mich hat es deprimiert mitzubekommen, dass weltweit und in der Schweiz viel zu wenig passiert, um die Klimaerwärmung zu stoppen. Ausserdem ist es schwierig, alleine etwas zu tun. Es ist toll zu sehen, dass das Problem nicht nur in meinem eigenen Kopf existiert.»

Auch die 16-jährige Elena beteiligt sich an den Klimastreiks und ist in einer Arbeitsgruppe aktiv: «Wir sind mit dem Themen Klimawandel und Umweltzerstörung aufgewachsen. Schon in der Primarschule hört man, dass die Eisbären bald keinen Lebensraum mehr haben. Vielleicht ist die Klimaänderung erst in einigen Jahrzehnten ein wirkliches Problem für uns. Aber wir müssen uns jetzt darum kümmern und nicht erst dann, wenn wir es deutlich spüren. Dann ist es ja schon zu spät.»

Wir sind mit dem Themen Klimawandel und Umweltzerstörung aufgewachsen.

Elena

Alles ging sehr schnell

Als Greta Thunberg begann, ab August 2018 jeden Freitag vor dem schwedischen Reichstag in Stockholm zu streiken mit einem Transparent, auf dem «Schulstreik für das Klima» stand, dachte wohl kaum einer daran, dass dies die Initialzündung sein könnte für eine Schülerbewegung, die nun weite Kreise zieht. Für Elena und Till jedenfalls ging alles sehr schnell. «Auf einmal ging es los. In Zürich war Ende Dezember 2018 der erste Klimastreik und bald folgte auch Basel», erzählt Elena. «Es fühlte sich irgendwie überfällig an.» Inzwischen sind nicht nur Schülerinnen und Schüler freitags auf der Strasse, sondern es finden immer wieder Demonstrationen auch an Samstagen statt, an welchen inzwischen alle Altersgruppen teilnehmen. Und mehr als das kam ins Rollen: Greta Thunberg wurde als Rednerin nicht nur zur Uno-Generalversammlung und ans WEF in Davos eingeladen, sie ist gar für den Friedensnobelpreis nominiert worden.

In Basel wie auch in anderen Städten der Schweiz wurde der Klimanotstand ausgerufen, das Klima ist zuoberst auf die Traktandenliste der Parteien aller Couleur gerückt. Vielleicht auch darum, gibt Till etwas skeptisch zu Bedenken, weil Wahljahr ist. Der Basler, der in der Arbeitsgruppe «Politische Kommunikation» mitwirkt, sieht dies positiv, will dies aber auch nicht überbewerten: «Das ist ein symbolischer Sieg, aber was wirklich geschieht, weiss man nicht.»

Mitte März 2019 erhielten die klimastreikenden Schülerinnen und Schüler von Pro Natura Baselland den Naturschutzpreis verliehen. Eine Besonderheit, die auch für Till und Elena wie wohl für alle Engagierten absolut überraschend war. «Damit hat natürlich niemand gerechnet, weil der Preis sonst nur an Menschen verliehen wird, die sich lange Jahre schon für die Umwelt einsetzen.» Der Preis wirkt durchaus motivierend, macht ihnen aber auch Druck. Denn es bedeutet, so sind sich beide einig, dass man nicht nachlassen darf. «Wir müssen uns den noch verdienen», meint Till. Und Elena sieht dies genauso, sie spricht von Vertrauensvorschuss und dass sie «die Leute nicht enttäuschen» wollen.

Zu der oft vorgebrachten Kritik, dass sie die Schule «schwänzen» würden, sogar den Streik als willkommen ansehen würden, um nicht die Schulbank drücken zu müssen, meinen beide, dass dies so nicht stimme. Till ägert sich mitunter noch über gehässige und, wie er findet, auch ungerechte Kommentare, nimmt aber zunehmend Distanz dazu. «Wir diskutieren auch darüber viel und gehen damit verantwortungsbewusst um.»

 

 

Publiziert im April 2019

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