Umweltschutzbelange sollten in der Politik selbstverständlich einbezogen werden, das ist der Wunsch von Véronique Andreoli. Die 53-jährige Kultur- und Umweltingenieurin arbeitet ehrenamtlich einen halben Tag pro Woche für das Co-Präsidium des WWF Region Basel.
Ein ganzes Regal mit farbigen Mappen und Ordnern, in denen Unterlagen zu Vernehmlassungs- und Anhörungsverfahren gesammelt sind: Das Archiv im kleinen Büroraum der Geschäftsstelle des WWF Region Basel zeigt, dass die Basler Sektion das Verbandsbeschwerderecht für Umweltorganisationen ernst nimmt. Hier, im «Turm» auf dem Gundelinger Feld über den Dächern von Basel, sitzt Véronique Andreoli mit ihrem Laptop. Die Co-Präsidentin des WWF Basel ist heute für eine Vorstandsitzung in die Stadt gefahren, so wie jeden Monat in den letzten 17 Jahren. Hinzu kommen zweitägige Treffen des Sektionsausschusses in Zürich und die Teilnahme an Standaktionen.
Insgesamt investiert die zweifache Mutter einen halben Tag pro Woche für ihr Ehrenamt. Früher war sie als Geschäftsführerin beim WWF Jura angestellt. Als «Umweltvorbild» sieht sich Andreoli jedoch nicht. «Als ich ins Baselbiet zog und gleichzeitig begann, als wissenschaftliche Mitarbeiterin für das Amt für Umwelt in Solothurn zu arbeiten, war es einfach klar, dass ich mich weiterhin für den WWF engagieren wollte, nun eben in meiner Freizeit», erzählt die 53-Jährige. So pendelt die studierte Kultur- und Umweltingenieurin täglich von ihrem Wohnort Oberwil zu ihrem Arbeitsplatz, im Gepäck häufig auch die Sitzungsunterlagen des WWF Basel als Lektüre dabei.
Schon als 13-jähriges Mädchen hatte Véronique Andreoli Freude am Entdecken der Natur und war Mitglied in Naturschutzvereinen. Heute schätzt sie die professionelle Arbeit des WWF, der grössten Umweltorganisation der Schweiz, die sich für regionale, nationale und internationale Natur- und Umweltschutzprojekte einsetzt. «Die Basler Sektion ist politisch sehr aktiv. Die Auswirkungen ihrer Arbeit sind vielerorts sichtbar», erklärt Andreoli nicht ohne Stolz. Dabei möchte sie «nicht einfach basteln, sondern tatsächlich etwas bewirken». Wer heute etwa durch das Bäumlihof-Areal zwischen Basel und Riehen spaziert, dem ist wohl nicht bewusst, dass ein zehnjähriges Seilziehen erforderlich war, um diesen Freiraum unter Schutz zu stellen. «Mit dem Thema Stadtrandentwicklung sind wir jedoch nie fertig», bemerkt Andreoli. «Spätestens alle fünf Jahre wird es wieder aktuell.» Gleiches gilt für den Erhalt der Ebene an der Wiese als Natur- und Erholungsgebiet: 2014 erreichte der WWF, dass die Langen Erlen in den Basler Zonenplan aufgenommen wurden. Das Ringen um die Aufwertungen an der Wiese geht jedoch bis heute weiter, wie die aktuelle Diskussion um das Wehr auf der Höhe des Restaurants Schliessi zeigt.
Neben der guten Zusammenarbeit mit ihren Vorstandskollegen schätzt Véronique Andreoli den Arbeitsstil der Basler Sektion: «Wir arbeiten mit Humor und versuchen, alle ins Boot zu holen, ohne jemanden vor den Kopf zu stossen.» Ein gutes Beispiel dafür sei das von der Genossenschaft Elektra Baselland (EBL) geplante Birs-Kleinkraftwerk «Grossmatt» in Zwingen. Zusammen mit den Fischereiverbänden konnte der WWF dessen Bau verhindern. Dennoch bescheinigte die EBL den Verbänden eine sehr präzise und fundierte Arbeit. «Meine Vision ist es», so Andreoli, «dass Umweltanliegen in der Politik zukünftig als selbstverständlich berücksichtigt werden». Ein Beispiel dafür, wie sie sich das vorstellt, ist der WWF Laden, der 2006 schloss, weil man Biokleidung mittlerweile überall kaufen kann. Andreoli: «Gleiches wünsche ich mir in der Politik, so dass unser Engagement dort irgendwann nicht mehr erforderlich ist.»
Autorin
Interview: Yvonne Kiefer-Glomme
Fotos: Yvonne Kiefer-Glomme und zVg
Kurzprofil:
WWF Region Basel
Dornacherstrasse 192
4053 Basel
www.wwf-bs.ch
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